Sicherheitsschuhe sind in vielen Branchen ein fixer Bestandteil des Arbeitsschutzes und gehören zur Kategorie II der Persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Sie schützen die Füße vor mechanischen, thermischen und chemischen Risiken und sorgen für sicheren Halt auf verschiedenen Untergründen.
In zahlreichen Berufsgruppen sind sie zur Gewährleistung der Arbeitssicherheit Pflicht. Je nach Arbeitsplatz und Tätigkeit werden Sicherheitsschuhe in unterschiedliche Schutzklassen eingeteilt. Diese Klassen definieren spezifische Anforderungen, die von der Grundsicherheit bis hin zu erweiterten Schutzfunktionen reichen.
Um Ihnen die Wahl der passenden Sicherheitsschuhe zu erleichtern, erhalten Sie in diesem Beitrag eine detaillierte Übersicht über die verschiedenen Klassen von Sicherheitsschuhen.
Was macht einen Schuh zu einem Sicherheitsschuh?
Erst wenn ein Schuh den Anforderungen der Norm DIN EN ISO 20345 entspricht, wird er zu einem Sicherheitsschuh, um den Träger vor Verletzungen zu schützen. Dabei sind zwei Kriterien ausschlaggebend:
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- Wesentlich ist eine Zehenschutzkappe, die einer Stoßenergie von mindestens 200 Joule (hohe Belastung) standhält, was einem Fall von einem 20-kg-Gewicht aus einem Meter Höhe entspricht.
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- Zusätzlich verfügen Sicherheitsschuhe über eine rutschhemmende Sohle, die öl- und benzinbeständig ist, um sicheren Halt zu gewährleisten.
Erfüllt ein Schuh diese beiden Voraussetzungen, gilt er als Sicherheitsschuh der Schutzklasse SB, welche die grundlegenden Basisanforderungen für Sicherheitsschuhe definiert.
Im Gegensatz dazu erfüllen „Schutzschuhe“ nach DGUV Regel 112-191 die sicherheitstechnischen Anforderungen lediglich für mittlere Belastungen. Sie sind mit einer Zehenschutzkappe ausgestattet, die einer Prüfenergie von 100 Joule standhält. Diese Schuhe werden mit der Kurzbezeichnung „P“ gekennzeichnet und bieten Schutz vor moderaten mechanischen Einwirkungen.
Sicherheitsschuhe Klassen nach DIN EN ISO 20345:2022
Die Norm EN ISO 20345 aus dem Jahr 2011 wurde 2022 umfassend überarbeitet und definiert jetzt als neue Norm EN ISO 20345:2022 die Schutzklassen und Anforderungen für Sicherheitsschuhe ausführlicher als zuvor.
Neben den Mindestanforderungen definiert die DIN EN ISO 20345:2022 auch zusätzliche Anforderungen, wie beispielsweise der Schutz vor mechanischen und thermischen Risiken, Schutz vor Wasser oder spitzen Gegenständen (Durchtrittschutz) sowie ergonomische Merkmale für Sicherheitsschuhe mit angepassten Einlegesohlen. Zusätzlich wurden in der Norm aus dem Jahr 2022 neue Sicherheitsklassen eingeführt.
Weitere Regelungen zur richtigen Auswahl von Sicherheitsschuhen
Neben der EN ISO 20345 findet auch die DGUV Regel 112-191 „Benutzung von Fuß- und Knieschutz“ Anwendung, wenn es um die Auswahl von Sicherheitsschuhen geht. Diese DGUV Regel konkretisiert die DGUV Vorschrift 1 „Grundsätze der Prävention“ der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV).
Sicherheitsschuhe der Klassen S1 bis S5
Mit steigender Klasse nimmt der Schutzumfang zu: Während S1 für trockene Innenräume geeignet ist, bieten S3 und S5 umfassenden Schutz vor Nässe und Durchtrittsgefahren.
Die Wahl der richtigen Klasse hängt von den spezifischen Gefährdungen am Arbeitsplatz ab. Wie eingangs erwähnt, gehören Sicherheitsschuhe zur persönlichen Schutzausrüstung (PSA). Diese wird in der Gefährdungsbeurteilung durch eine fachkundige Person oder eine ausgebildete Fachkraft für Arbeitssicherheit festgelegt.
Sicherheitsschuhe und die Klassen S1 bis S5 im Überblick
Klasse | Merkmale | Einsatzbereich |
S1 | Zehenschutzkappe (200 Joule). Antistatische Eigenschaften. Geschlossener Fersenbereich mit Energieaufnahme. Rutschhemmende, kraftstoffbeständige Sohle | Trockene Innenbereiche wie Lager, Werkstätten oder Büros |
S1P | Alle Eigenschaften von S1 + Durchtrittschutz (z. B. Stahl- oder Textilsohle) | Bereiche mit Verletzungsrisiko durch Nägel oder scharfe Gegenstände (z. B. Bau, Metallverarbeitung) |
S2 | Alle Eigenschaften von S1 + wasserabweisendes Obermaterial | Feuchte Arbeitsumgebungen wie Logistik, Kfz-Werkstätten oder Außenbereiche |
S3 | Alle Eigenschaften von S2 + Durchtrittschutz + Profilsohle | Hoch- und Tiefbau, Abbrucharbeiten, Entsorgungsunternehmen |
S4 | Vollständig geformte Schuhe aus Polymer/Gummi mit Eigenschaften von S2 | Arbeiten in nassen Bereichen oder mit Chemikalien (z. B. Landwirtschaft, Lebensmittelindustrie) |
S5 | Alle Eigenschaften von S4 + Durchtrittschutz + Profilsohle | Nassbereiche mit hohem Verletzungsrisiko durch spitze Gegenstände (z. B. Baugewerbe, Kanalreinigung) |
Das „P“ bei Sicherheitsschuhen der Klasse S1P steht übrigens für das englische Wort „penetration proof“, was übersetzt „durchtrittsicher“ bedeutet. Es weist darauf hin, dass die Schuhe mit einer durchtrittsicheren Zwischensohle ausgestattet sind. Diese schützt die Füße effektiv vor Verletzungen durch spitze oder scharfe Gegenstände wie Nägel, Glasscherben oder Metallteile.
Die neuen Schutzklassen S6 und S7 in der EN ISO 20345:2022
Die Klassen S6 und S7 zertifizieren erstmals vollständig wasserdichte Sicherheitsschuhe. Diese Klassen erfüllen die Anforderungen der bisherigen Schutzklassen S2 und S3, bieten jedoch zusätzlich 100 % Wasserdichtheit durch eine spezielle Membran. Damit eignen sie sich ideal für Arbeitsumgebungen mit hoher Feuchtigkeit oder nassen Bedingungen.
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- Zusätzlich wurden die bestehenden Schutzklassen durch neue Kennzeichnungen und Unterkategorien ergänzt, insbesondere im Bereich des Durchtrittschutzes (P). Die neuen Symbole unterscheiden zwischen metallischen und nicht-metallischen Materialien, was eine präzisere Bewertung der Sicherheit ermöglicht.
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- Darüber hinaus wurden weitere optionale Anforderungen wie die Abriebfestigkeit von Überkappen (SC), die Kraftstoffbeständigkeit (FO) und ein modifiziertes Prüfverfahren für die Rutschhemmung eingeführt.
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- Die bisherigen Kennzeichnungen für Rutschhemmung (SRA, SRB, SRC) wurden durch das neue Symbol SR ersetzt, das auf Tests mit Keramikfliesen und Glyzerin basiert.
Insgesamt verbessern diese Änderungen die Sicherheit und Funktionalität von Sicherheitsschuhen erheblich und bieten eine klarere Orientierung für verschiedene Arbeitsumgebungen.
Die Beispielsammlung der DGUV als Orientierungshilfe für die Auswahl von Sicherheitsschuhen
Die DGUV-Beispielsammlung „Fußschutz für ausgewählte Tätigkeiten“ bietet Ihnen praktische Empfehlungen zur Auswahl von Sicherheitsschuhen. Diese basieren auf langjähriger Erfahrung im Unfallgeschehen und zeigt auf, in welchen Arbeitsbereichen welche Sicherheitsschuhe sinnvoll sind.
Wichtig: Die Beispielsammlung ersetzt keine individuelle Gefährdungsbeurteilung, sondern dient nur als Orientierungshilfe. Abweichungen können deshalb je nach den Ergebnissen der Gefährdungsbeurteilung erforderlich sein.
In das PDF-Dokument können Sie hier Einblick nehmen: Beispielsammlung Fußschutz – DGUV.
Sicherheitsschuhe in der Gefährdungsbeurteilung
Als Arbeitgeber sind Sie verpflichtet, vor der Auswahl und Nutzung von Sicherheitsschuhen eine Gefährdungsbeurteilung der Arbeitsbedingungen durchzuführen (§ 5 ArbSchG). Dabei geht es nicht nur um spezifische Tätigkeiten oder Berufe, sondern um die Bewertung aller potenziellen Gefährdungen am Arbeitsplatz.
Sicherheitsschuhe werden dann erforderlich, wenn Verletzungen durch folgende Risiken möglich sind:
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- Ausrutschen auf glatten oder rutschigen Oberflächen
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- Stoßen, Einklemmen oder das Herabfallen schwerer Gegenstände
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- Hineintreten in spitze Gegenstände wie Nägel oder Scherben
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- Einwirkung von extremen Temperaturen (Hitze oder Kälte)
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- Kontakt mit Chemikalien
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- Arbeiten in kniender Haltung oder bei Hochdruckstrahlarbeiten
Die Gefährdungsbeurteilung hilft Ihnen, die passenden Sicherheitsschuhe auszuwählen, die den spezifischen Anforderungen Ihrer Arbeitsumgebungen entsprechen. Dabei sollten Sie beachten, dass die Auswahl nicht nur den Schutzanforderungen gerecht wird, sondern auch den Tragekomfort berücksichtigt, um die Sicherheit und das Wohlbefinden Ihrer Mitarbeitenden gleichermaßen zu gewährleisten.
Bei Sicherheitsschuhen auf Qualität und geprüfte Sicherheit achten
Sicherheitsschuhe werden von der Berufsgenossenschaft vorgeschrieben. Achten Sie darauf, sich stets über die branchenspezifischen Vorgaben zu informieren, da in bestimmten Arbeitsbereichen das Tragen von Sicherheitsschuhen verpflichtend ist.
Da die Schuhe oft über viele Stunden getragen werden und die Träger dabei zahlreiche Schritte zurücklegen, ist es besonders wichtig, auf bequemes und hochwertiges Schuhwerk zu setzen. Auf der Rückseite der Schuhlasche finden Sie ein eingenähtes Etikett, wo Sie neben dem Vermerk „EN ISO 20345“ auch die Schutzklasse finden sollten, z. B. Sicherheitsschuhe der Klasse S3.
Individuelle Anforderungen an Sicherheitsschuhe
Sicherheitsschuhe, die zur Kategorie II der PSA (mittlere Risiken) gehören, müssen gemäß § 2 PSA-BV (PSA-Benutzungsverordnung) individuell auf den Träger abgestimmt sein und sind (klarerweise) nur für den Gebrauch durch eine einzelne Person vorgesehen.
Arbeiten Ihre Mitarbeitenden in verschiedenen Bereichen mit unterschiedlichen Gefährdungen für ihre Füße, müssen sie nicht jedes Mal die Sicherheitsschuhe wechseln. Stattdessen können sie den Sicherheitsschuh der höchsten Schutzklasse tragen, um alle potenziellen Gefährdungen abzudecken. Dies erleichtert nicht nur den Arbeitsalltag, sondern sorgt auch für einen umfassenden Schutz.
Und last but not least: Gemäß Arbeitsschutzgesetz ( § 3 ArbSchG) und § 2 DGUV-Verordnung 1 (Abs. 5 Kosten für Schutzmaßnahmen) tragen Sie als Arbeitgeber sämtliche Kosten für die Anschaffung der Sicherheitsschuhe.
Achten Sie dabei wie bereits gesagt auf qualitativ hochwertiges Schuhwerk, das allen Anforderungen Ihrer Arbeitsumgebungen entspricht und gleichzeitig den Tragekomfort gewährleistet. Falls Sie sich bei der Auswahl unsicher sein sollten: Kontaktieren Sie einfach den Hersteller und fragen Sie nach. Diese sind in der Regel mehr als erfreut, Ihnen bei der Auswahl behilflich sein zu können.
Falls Sie Unterstützung zur rechtssicheren Umsetzung des Arbeitsschutzes in Ihrem Unternehmen benötigen: Als erfahrene Sicherheitsfachkräfte betreuen wir Unternehmen aus ganz Deutschland aus allen Branchen in Sachen ganzheitlicher Arbeitssicherheit. Wir freuen uns ebenfalls, wenn wir Sie dabei mit unserer Expertise beraten und unterstützen können.